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Allerseelen

„Arme Seelen“, „Fegefeuer“ und „Ablass“ – diese mit Allerseelen verbundenen Begriffe rangieren bei vielen Gläubigen ganz unten auf der Beliebtheitsskala. Neben dem vielerorts arbeitsfreien Allerheiligen fristet Allerseelen ein häufig unbeachtetes Schattendasein. Schade um diesen so tröstlichen und lebensnahen Tag! Denn wer hat sich mit Blick auf die beeindruckenden Glaubensvorbilder von Allerheiligen noch nie deklassiert gefühlt? So viele spirituelle, mutige und tapfere Heilige – die oft so wenig mit dem eigenen kleinen und gebrechlichen Glauben gemein zu haben scheinen. Die meisten Christen sehen sich weder als strahlende Heilige noch als düstere Sünder, sondern irgendwo dazwischen. Allerseelen ist der Tag für alle, die in keine Schublade passen. Heute verkündet die Kirche einen Gott, der sich als eifriger Gastgeber nicht so schnell entmutigen lässt – auch nicht von den uneindeutigen Antworten seiner potentiellen Gäste. Weil es aber gar nicht so einfach ist, „Ja“ zu Gottes Einladung zu sagen, kann Hilfe nicht schaden. Das dachte sich bereits Abt Odilo von Cluny, als er 998 Allerseelen für seine Gemeinschaft einführte. Seit dem 14. Jahrhundert ist der Tag auch für Rom bezeugt. Immer am 2. November beten Gläubige für die Vollendung ihrer Verstorbenen bei Gott. An vielen Orten ist es Brauch, an Allerseelen eine Kerze am Grab der Angehörigen zu entzünden. Dass Gott uns nicht einfach aufgibt und wir sogar über den Tod hinaus mit unseren Lieben verbunden bleiben, das ist die überraschend ansprechende Botschaft von Allerseelen.

Quelle: www.katholisch.de; Foto@arsdigital/Fotolia.com